Das Märchen von der Schraube
Die Schraube
Es war einmal eine Schraube,die fristete ein unseeliges Dasein.Ihr Zuhause war eine dreckige Ecke in einer noch dreckigeren,total versifften Werkstatt. Ja,meine Freunde,die Schraube war schon ein selten armes Schwein,jahrelang musste sie mutterseelenallein dort im dunklen dreckigen Eck rumliegen!Von niemand beachtet und oft genug mit den Füßen getreten,kreuz und quer durch die ganze Werkstätte. Bis sie eines Tages in der besagten Ecke landete,dort war es finster und bitterlich kalt.Das arme Schräubchen hatte gar nix,nicht einmal ein Hemd- chen.Eine wärmende Mutter schon gleich gar nicht!Nichts war da,um ihre Gewindegänge zu wärmen.So war es nicht verwunderlich,dass Schräubchen Rost und Schmutz ansetzte. Doch dann kam die Erlösung,sie wurde gebraucht..endlich...ha!Ein heller Auf- ruhr und panisches Suchen nach Schräubchen setzte unter den Arbeitern ein. Irgend wo musste doch diese verdammte Schraube sein! Jahrelang hatten sie Fußball mit diesem Mistding gespielt und jetzt,wo sie gebraucht wurde,war sie nicht zu finden! Doch Schräubchen lag in ihrer Ecke und lachte sich ´nen Ast:"Die Deppen sollen ruhig suchen!Ich melde mich nicht...Pööööööh!Keinen Laut gebe ich von mir!Immer wurde ich nur getreten,jetzt wo ihr mich braucht,da denkt ihr plötzlich an mich!Das könnte klappen!Ich bleibe hier in meiner Schmud- delecke liegen,bis die Hölle zugefriert,ihr kriegt mich nicht!" Doch da irrte Schräubchen ganz gewaltig:Eine große behaarte Männerhand schwebte plötzlich bedrohlich über ihrem Schraubenkopf und packte dann zu. "Autsch,du Grobian,da fällt mir ja der ganze Rost aus dem Gewinde,Trampel du!" Mit ´Trampel´ lag Schräubchen gar nicht so verkehrt.Der Betroda hatte sie gefunden.(Das ist die Abkürzung für Betriebs-Oberdackel,sprich,der Hausdepp.) Er schnappte sich unser Schräubchen und spannte es gnadenlos und mit Gewalt in den Schraubstock.Was dann an Grausamkeit geschah,ist mit Worten kaum zu beschreiben:Mit einer Drahtbürste gerbte er Schräubchens Fell,bis es ganz blank war.Nicht nur blank,halbtot war unser kleines Schräubchen,erstens aus Scham über die ungewohnte Nacktheit und zweitens,weil es ganz wund war vom Schrubben mit der Drahtbürste! Schräubchen war heilfroh,endlich dem stahlharten Klammergriff des Schraub- stocks entfliehen zu können.Doch der Depp ließ Schräubchen fallen,direkt in einen Eimer voll ranzigem Schmierfett.Dafür bekam Mikrogehirn einen gewaltigen Rüffel vom Meister und hinterher einige derbe Fußtritte von den Kollegen in den Allerwertesten. Nach all den Jahren im Dreck erhielt Schräubchen jetzt auch noch ein Bad spendiert.Von wegen Schaumbad,Lavendel und so!Das wäre schon was Feines gewesen!Nix gab's,Nitroverdünnung satt,bis das Fell brennt,juckt und ziept! Mittlerweile waren einige Stunden verronnen,Schräubchen lag immer noch in der Suppe.Der Depp hätte ruhig saubere Verdünnung nehmen können und nicht eine mit tausenderlei Farben versetzte Brühe!Nach dem Bad wurde Schräubchens Fell noch mal mit der Drahtbürste gegerbt.Einen Trost hatte Schräubchen aller- dings:Das Fell des Bedrodas ebenfalls,denn der Meister traktierte dessen Hinterteil mit unzähligen Fußtritten,bis ihm der Fuß pelzig wurde.Geschieht ihm ganz recht,dem Deppen!Wenn einem soviel Schönes wird beschert,
dass ist schon einen Fußtritt wert!!!
Wer jetzt denkt,die Eseleien unseres Schöngeistes hätten ein Ende,der täuscht sich gewaltig!Der Mensch war
wirklich so doof,doofer geht's nicht mehr!über den Sinn und Zweck eines Schraubenschlüssels hatte sich der nämlich
noch nie Gedanken gemacht.Wozu und womit auch?Da,wo andere Leute ein Gehirn ihr eigen nennen,hatte unser
Freund eine alte Stinkesocke voll Popcorn drin! So schnappte er sich Schräubchen und kloppte es mit einem
schweren Hammer direkt in für das dafür vorgesehene Gewindeloch rein.Der Meister,im Angesichte dieser
Untat,verpasste unserem Doofie einen derart deftigen Fußtritt in den Allerwertesten,so dass er Stiefelleder
auf seiner Zunge schmeckte......Der Betroda..nicht der Meister! Und unser Schräubchen? Steckte fest und
ziemlich zerknittert in dem Loch drinnen.Jetzt kam dieser Depp auch noch mit einer Beiß;zange und rupfte Schräubchen
wieder aus dem Loch heraus!Nach der üblichen Kehrseitenmassage durch den Meister wurde Schräubchen schließlich
in andere Hände gegeben! Doch selbiger Mensch war Schräubchen auch nicht gerade freundlich gesonnen. Erstmal
wurde es mit einem Gewindeschneider drangsaliert,denn die Punkerfrisur musste weg.Danach würgte er sie
mittels eines rostigen Gabelschlüssels in das Gewindeloch.Doch dieser Depp,(schon wieder einer!In der Firma
arbeiten wohl nur Deppen!) hatte wohl vergessen,auch das Gewinde im Loch nachzuschneiden. So konnte Schräubchen
erneut eine herbe Frisur ihr eigen nennen. Das Gewinde hing ihr in Fetzen vom Leibe,genauso dem Meister das
Leder von den Stiefeln.Denn die erneute Kehrseitenmassage war zuviel für den gestiefel- ten Kater..äh..Meister..äh..Stiefelmeister.
So wurde Schräubchen also noch einmal mit dem Gewindeschneider traktiert,um danach in die besagte Ecke zurückgepfeffert
zu werden,denn jetzt hatte sie nicht mehr das gewünschte Maß;.Das Gewindeloch war viel zu groß und sie in-
zwischen viel zu dünn!Schräubchen dachte sehnsüchtig an vergangenen Zeiten. Wie war es doch schön,als sie
noch eine stolze 20x70er Schraube war!Jetzt war sie abgemagert auf 3x20mm!Immer dieses lästige
Gewindeschneiden,alle paar Jahre das gleiche Spiel mit den Deppen! Doch diesmal war es anders!Sie wurde nicht
erst kreuz und quer über den Fußboden getreten, sondern landete direkt in der dreckigen,kalten,dunklen
Ecke.Da lag unser Schräubchen nun wehrlos dem Rost ausgeliefert und träumte voller Sehnsucht von einem
passenden Gewinde, in das es sich schmiegen könnte - oder auch von einer kuscheligen Mutter! ...und wenn es
nicht verrostet ist, dann liegt´s noch heute! Nachwort: Hier an dieser Stelle möchte ich mich
energisch dagegen verwehren,dass ich,der Mike ein paar Schrauben locker habe..ich habe gar keine mehr..So
isses jetzt klar? Created by Mike Jan.1994
