Am 1. Juni 1890 gründeten 24 junge Männer in Breckenheim einen Turnverein. Die Zahl der Mitglieder stieg rasch auf 50 an. Im Jahr 1904 übernahm der Verein die Ausrichtung des Gauturnfestes und 1909 die Gauturnfahrt, mit der seine Fahnenweihe verband. Diese Fahne wurde im Jahr 1982 restauriert und am 9.1.1983 dem Verein in einer vielbeachteten Feierstunde wieder übergeben.
1926 wurde beim TV Breckenheim das Handballspiel eingeführt. Daraus erwuchs die Traditionsabteilung, die heute noch das sportliche Aushängeschild des Vereins ist.
Am 15. Mai 1931 wurde der Verein in das Vereinsregister beim Amtsgericht Wiesbaden eingetragen.
Im gleichen Jahr wurde ein Grundstück für einen eigenen Sportplatz erworben.
Während des Zweiten Weltkrieges ging das Eigentum an die Gemeinde über. Als erfolgreichster Turner stand Walter Bohrmann 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin als Ersatzmann im Speerwerfen bereit.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde 1946 die Vereinsarbeit wieder aufgenommen. Handball, Leichtathletik, Geräte- und Kinderturnen standen auf dem Programm. 1950 richtete der TV Breckenheim das 2. Gauturnfest nach dem Krieg für den Turngau Mitteltaunus aus.
Eine neue Entwicklung leitete die Fertigstellung der Sport- und Kulturhalle Breckenheim ein, die die damals noch selbständige Gemeinde 1972 der Bevölkerung übergab. Es folgte die Gründung der Basketball-, Tennis-, Tischtennis-, Trimmsport- und Volleyballabteilung im Jahr 1972; im Jahr 1974 folgte die Schwimmabteilung.
Zuvor hatte im Jahr 1973 der TV Breckenheim mit der Grundschule Breckenheim eine Patenschaft begründet, die besagt, daß alle Kinder, die die Grundschule Breckenheim besuchen, gleichzeitig beitragsfrei Mitglieder im Turnverein werden. Diese enge Zusammenarbeit hat sich bis heute hervorragend bewährt und besitzt noch immer Modellcharakter.
Für die Tennisabteilung konnte am 24. Mai 1975 die vereinseigene Tennisplatzanlage an der Pfingstbornstraße, die ohne jeden Zuschuss nur aus Mitteln der Mitglieder errichtet wurde, eingeweiht werden.
Die Volleyballabteilung richtete am 17. Und 18. Januar 1976 die Olympiaqualifikation der Frauen für die Olympischen Spiele in Montreal in der Gruppe A aus mit den Mannschaften der USA, Bulgarien, Schweiz und BRD.
1976 wurde die Fußballabteilung zunächst nur mit Jugendmannschaften gegründet, um rechtzeitig vor der Eingemeindung in die Landeshauptstadt Wiesbaden zum 1.1.1977 auch den Breckenheimer Sportplatz wieder mit einer aktiven Sporttätigkeit zu belegen. Inzwischen (1990) spielen auch zwei aktive Mannschaften sowie zwei Sondermannschaften.
Als weitere Abteilungen folgten die Tanzsport-, Ski-, Surf- und Rollsportabteilung.
Der Übungsplan weist von der Schwangerschafts-, Rückbildungs- und Babygymnastik bis hin zum Seniorensport ein breites Angebot für alle aus, welches heute von ca. 1550 Mitgliedern - bei rund 3600 Einwohnern des Stadtteils Wiesbaden-Breckenheim – genutzt wird.
DIE VORSITZENDEN
des Vereins seit seiner Gründung:
DIE EHRENMITGLIEDER
Stand 1.1.1990:
Edmund Berthel Walter Bohrmann Adolf Diefenbach
Otto Diefenbach Theodor Diefenbach Rudolf Eitel
August Füll Hermann Kling Kurt Reister
Rudi Remsing Alwin Schwarz Ernst Schwarz
Adolf Stamm Theodor Stein Wilhelm Stein
Hermann Stemmler Theodor Stemmler Hermann Völker
Hermann Wink Otto Wink
DIE VEREINSFAHNE
Gestiftet 1909, restauriert 1983
Im alten Protokollbuch von 1909 finden sich sehr ausführlich beschrieben die Vorbereitungen zur Herstellung und Weihe der Fahne.
So ist zu lesen unter dem 6.6.1909:
„Am Sonntag, dem 13. Juni gehen 12 Mitglieder im Dorf, um milde Gaben für die Fahne zu sammeln.“
Die Fahnenweihe fand am 22./23. August 1909 statt.
1982/83 wurde die Fahne restauriert, die Kosten hierfür wurden von 43 Vereinsmitgliedern gespendet. Die Feierstunde anläßlich der Übergabe der wiederhergestellten Fahne fand am 9. Januar 1983 im Vereinshaus Wiesbaden-Breckenheim statt.
Prof. Olaf Leu, der auch das Festsymbol für das Deutsche Turnfest 1983 in Frankfurt entworfen hatte, sprach die festlichen Worte:
Über das Wesen von Fahnen
von Prof. Olaf Leu, Wiesbaden
Als 12jähriger hatte ich meine erste ganz persönliche Begegnung mit einer Fahne. Bei einem alljährlich stattfindenden Kinderfest durfte ich die Fahne der traditionsbeladenen Kinderkapelle tragen.
Obwohl ich manches Mal unter ihrem Gewicht schwankte – sie betrug immerhin die Hälfte meines damaligen eigenen Körpergewichtes – trug ich „meine“ Fahne mit stolzgeschwellter Brust – bildete ich doch mit meiner Fahne quasi die Spitze des Ereignisses, nämlich des hinter mir folgenden Festzuges.
Viele Jahre später sah ich meine Fahne wieder. Erst da bemerkte ich, daß es ein kostbar besticktes Tuch war, geschmückt mit Wappen, Allegorien, Widmungen und Zahlen.
Wir schauen auf zu diesen Gebilden aus Tuch, die stets sichtbar für alle über unseren Köpfen getragen werden. Wo die Fahne ist, da ist vorn. Das ist oben. Da beginnt, verkörpert sich eine Idee. Fahnen bilden den Anfang. Wir folgen.
WIR – das ist die Gemeinschaft, die sich unter dieser Idee, die gerade diese Fahne symbolisiert, vereinigt hat.
Wo immer sich Gemeinschaften bildeten, ob große, ob kleine, ob politische, ob sportliche, ob musikalische, ob kirchliche, nationale oder übernationale. Stets spielte die Fahne – eine Fahne – die vorderste und anschaulichste Rolle.
Es bildeten sich viele Redensarten, die sich auf die Fahne bezogen:
Man steht treu zur Fahne.
Man
schart sich um die Fahne.
Man
schwört auf die Fahne.
| Man
ist stolz auf die Fahne.
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Lieder
besingen sie und Novellen erzählen von Heldentaten. Der Cornet, der Fähnrich,
ließ sich lieber in Stücke schlagen, als seine behütete Fahne dem Feind
zu überlassen.
Fahne bedeutet das Tuch – und eine Fahne besteht aus Tuch, Farben, Bild- und Wortzeichen. Fahnen verkörpern Symbole von Gemeinschaften. Sie verkörpern gute und böse Erfahrungen. Insofern stößt man auf die Tatsache, daß der symbolische Inhalt von Fahnen gelernt sein muß, erfahren sein muß. Der Sinngehalt von Fahnen teilt sich nicht von selbst mit – er ist nicht selbstverständlich. Was Menschen unter dieser Fahne, mit dieser Fahne bewirken, ist die entscheidende Aussage von Fahnen. Die schwarze Fahne mit dem weißen Totenkopf hinterließ die Erfahrung von Angriff und Schrecken, die weiße Fahne bedeutet Kapitulation – und wenn sie ein rotes Kreuz trägt, so bedeutet sie Hilfe und Humanität. Fahnen begleiten uns schon durch viele Jahrhunderte, bunte Zeugen ihrer Zeit und vieler Ideen. In der Römerzeit war es das Vexillum, die Urform der Querstandarte, gekrönt von einer plastischen Figur, noch heute in vielen Kirchen- und Vereinsfahnen erhalten. Das Mittelalter brachte durch den Beginn des Wappenwesens die Blütezeit der Fahnen. Was an Heraldik - Symbolik – die Wappenschilde trugen, die quadratischen Reiterfahnen zeigen auf buntes Tuch gestickt dasselbe Muster. Die ausgehende Gotik zeigte Fahnen von beträchtlichem Prunk, am prachtvollsten waren die des burgundischen Heeres. Fahnen verkörpern auch menschlichen Eroberungsdrang. Die britische , spanische, französische, holländische und portugiesische Fahne waren Symbole von Kühnheit, Wagemut, aber auch kaufmännischem Kalkül. Die Fahne diente auch als Markierung – im Gefecht war sie Richtungszeichen und Sammelpunkt für die Kämpfer. Von da mag die Redensart stammen „mann schart sich um die Fahne“. Auch wir haben uns heute nachmittag zu Ehren einer Fahne versammelt, auch für uns ist sie, wenn auch keine Markierung, so doch ein Markstein. Aus dem Jahre 1909 ist sie ein Stück Geschichte. Als sie gestiftet wurde, wurde in Dresden die von Hugo von Hofmannsthal geschriebene Oper „Elektra“ uraufgeführt. Der preußische Staat meldete 77 Millionäre. Das erste Sechstagerennen findet in Berlin statt und Louis Bleriot überfliegt zum ersten Mal den Ärmelkanal. Deutschland wurde von einem Kaiser regiert und dieses Jahr 1909 war ein friedliches Jahr, in dem unsere Fahne die Stunde der Geburt erlebte. 74 Jahre später – also heute – darf man sie ein großväterliches Tuch nennen, aber mit der gleichen Symbolkraft, mit unveränderter Identität und Verpflichtung und letztlich hohem Moralanspruch wie vor 74 Jahren. Diese Aussage vermag diese Fahne zu beinhalten, zu symbolisieren, vergessen wir aber nicht, daß sie ein Tuch ist. Der Wert wird von uns Lebenden gemacht. Insofern ist diese Fahne Symbol der Verpflichtung:
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