Das Dorf

Zurück Nach oben Weiter

Breckenheim liegt im so genannten „Ländchen“ östlich der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Erwähnt wird es erstmals auf einer Urkunde vom 1.Mai 950, an diesem Tag schenkte König Otto I. auf die Bitte seines Sohnes Ludolf dessen Vasallen Gerung, Graf im Königssondergau, 6 Königshufen in Wallau und Breckenheim. Man kann aber davon ausgehen, daß eine Besiedlung viel früher stattgefunden hat, so wurde zwischen Nordenstadt und Breckenheim ein fränkisches Gräberfeld aus dem 6. Jahrhundert gefunden.

Auch der Name Breckenheim läßt auf fränkischen Ursprung schließen. So wird angenommen, daß ein fränkisches Sippenführer mit Namen „Brecko“ hier siedelte.

Seit 1137 gehörte Breckenheim den Herren von Eppstein. Zu der damaligen Zeit war der Ort mit Wall und Graben geschützt. Die Straßen im alten Dorfkern waren hufeisenförmig angelegt und lassen noch heute die alten Befestigungen erahnen.

Der wuchtige romanische Turm der Kirche wird bereits 1280 erwähnt und war Zentrum des alten Ortes. Erst kürzlich, im November 1989, wurde bei Straßenbauarbeiten an der Ecke Alte Dorfstraße und Mönchgasse eine Grabplatte gefunden, die einen Geistlichen im Talar mit Kelch zeigt und aus der Zeit vor der Reformation stammen dürfte.

12492 wurde von Gottfried V, einem Verschwender aus dem Geschlecht der Herren von Eppstein, ein Teil des Besitzes an den Landgrafen Wilhelm II. von Hessen verkauft.

Dazu gehörte auch das Dorf Breckenheim mit allen Gerichten, das bis 1803 im hessischen Besitz blieb.

Aus dieser Zeit, datiert mit 1779, befindet sich im Hessischen Staatsarchiv noch „das Gerichtssiegel zu Breckenheim“. Es zeigt den Erzengel Michael mit geschwungenem Schwert in der rechten und der Waage in der linken Hand.

Es wurde vom Schultheiß, der gleichzeitig Gerichtsleiter war, geführt. Mit dem Reichsdeputationshauptschluß wurde die Gemeinde Breckenheim Nassau zugesprochen, bis sie 1866 preußisch wurde.

Nach dem 2.Weltkrieg gehörte Breckenheim als selbständige Gemeinde zum Main-Taunus-Kreis im Bundesland Hessen.

1977 wurde es im Zuge der Landesgebietsreform in die Landeshauptstadt Wiesbaden eingemeindet.

Breckenheim hatte stets dörfliche Charakter. 1843 zählte das Dorf 126 Häuser mit ca. 700 Einwohnern, 1913 waren es 737 Einwohner und 1965 sind 1330 Bürger gemeldet.

Die Gemarkung Breckenheim umfasst eine Fläche von 592 ha, davon sind 116 ha Wald. Die Ortsstraßen wurden in den Jahren 1831 – 1836 gebaut, 1845 wurde eine Straße nach Igstadt angelegt, die nach Langenhain erst kurz vor der Jahrhundertwende. Die Verbindung nach Wallau verlief durch einen Hohlweg, der nur in der trockenen Jahreszeit befahrbar war. Dieser wurde 1922/23 beseitigt und zu einer Straße ausgebaut.

 

1928 erhielt Breckenheim eine Wasserleitung, 1936 wurde die neue Schule errichtet, die bisher zweimal erweitert werden mußte.

1936/39 wurde die Breckenheimer Gemarkung durch den Bau der Autobahn in zwei Teile zerschnitten.

Der 2.Weltkrieg hinterließ keine nennenswerten Schäden an den Gebäuden des Dorfes. Seit Beginn der 50er Jahre ist eine rege Bautätigkeit festzustellen.

1953/55 wurden die Dorfstraßen gepflastert, 1963/65 erfolgte die Kanalisierung, 1965 wurde das Haus der jetzigen Ortsverwaltung als Mehrzweckgebäude für verschiedene Einrichtungen der Gemeinde erbaut.

Thema des Jahres 1971 war die anstehende Gebietsreform. Das Hessische Innenministerium hatte Breckenheim vorgesehen innerhalb einer Gemeindegruppe mit Nordenstadt und Wallau oder bot die Eingliederung nach Wiesbaden an. Durch eine Verhandlungskommision wurden darüber hinaus auch Gespräche mit Medenbach geführt. Schließlich gab es Vertragsentwürfe für den Zusammenschluß von Breckenheim, Nordenstadt und Wallau sowie für die Eingemeindung nach Wiesbaden.

Nachdem sich Nordenstadt gegen die Gemeindegruppe entschieden hatte, beschloß die Gemeindevertretung von Breckenheim am 14.12.1971 den Anschluß an Wiesbaden, die Vertragsunterzeichnung erfolgte am 18.12.1971 im Rathaus der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Mit diesem Anschluß wurde das nachgeholt, was die Einwohner Breckenheims schon 1928 angestrebt hatten, die Eingliederung nach Wiesbaden – ein Wunsch, den die damalige Landesregierung allerdings abgelehnt hatte.

 

Ein Breckenheimer Brauch

Nicht unerwähnt bleiben soll ein alter Dorfbrauch, der zweifellos seinen Ursprung in heidnischer Zeit hat.

Es ist die Errichtung des Pfingstbaumes am Pfingstborn:

 

„Am Himmelfahrtstag versammeln sich die Kinder des 7. Schuljahres morgens in aller Frühe am Dorfausgang. Mit Trompetenschall und Gesang ziehen sie in den nahen Wald, um Tannenzweige, Efeu und Immergrün für den Pfingstkranz zu holen. In einer Scheune wird derselbe fertiggestellt und am Nachmittag unter Singen durch die Ortsstraßen getragen; die Pfingsttanne dagegen wird erst am Pfingstsamstag aus dem Wald geholt, den Ortsbewohnern in einer Rundfahrt gezeigt, um alsdann von den Vätern der oben genannten Kinder, nachdem sie vorher von den Kindern mit dem Pfingstkranz und Bändern geschmückt wurde, draußen neben dem Pfingstbrunnen aufgestellt zu werden. Am Pfingstfest zieht nun jung und alt hinaus zum Pfingstbrunnen, um dort im Schatten der Kastanienbäume Pfingstwasser und Pfingstwein zu trinken, zu plaudern und zu spielen.“

 

Soweit ein Bericht in der Festschrift anlässlich des 75. Jubiläums des Turnvereins 1965. Ganz so verläuft das Pfingstkranzbinden und das Aufstellen des Pfingstbaumes heute nicht mehr, dennoch ist der Brauch auch heute noch üblich. Die Kranzkinder holen Grün aus dem Wald und erbitten Blumen aus den Gärten der Breckenheimer Bürger. Unter der Hilfe von Gärtnermeister Werner Stemmler wird der Kranz gebunden, um dann im Keller von Heinz Dieter Bohrmann in der Alten Dorfstraße bis Pfingsten aufgehoben zu werden, wo er frisch bleibt. Den Pfingstbaum holt Rudi Diefenbach aus dem Wald und fährt in im Festzug am Pfingstsonntag zum Pfingstborn, wo er von der Freiwilligen Feuerwehr aufgestellt wird. Zu Pfingsten feiert dort die Breckenheimer Bevölkerung den Ländchestag, der in der Regel vom Vereinsring ausgerichtet wird, es sei denn, daß ein Verein an diesem Wochenende sein Jubiläum begeht, wie das 1990 durch den Turnverein der Fall ist.

 

Zurück Nach oben Weiter